Tochter war Grund für Selbstständigkeit.
von Stefan
Jürgen Madlmayr führt den wohl kinderfreundlichsten Bike-Store in Linz.
Ein schöner Donnerstag-Sommer-Nachmittag. Ich treffe mich mit Jürgen Madlmayr. Ihm gehört der Bike-Store Mad-Bike in der Linzer Peuerbachstraße. Ein Freund von mir gab mir den Tipp, ich solle mich mit ihm mal unterhalten. Das könnte interessant sein. So war es auch.
Schon bei der Eingangstür erwartet mich der erste Hinweis, dass es sich hierbei um ein besonderes Radgeschäft handeln muss – ein besonders kinderfreundliches nämlich. Ein Sicherheitsgitter für Kinder ist dort angebracht.
Im Geschäft selbst herrscht reger Betrieb. „Grias di, was kann ich tun?“, ruft mir jemand aus einem hinteren Raum zu. Ich gehe in die Richtung der Stimme und finde auch schon Jürgen, der an einem Bike schraubt. Neben ihm eine sportliche Frau, offensichtlich eine Kundin, mit einem kleinen Mädchen auf dem Arm. Zwei Minuten später ist das Bike fertig, die Kundin verlässt dankend das Geschäft, drei weitere Kunden bezahlen ihre Ersatzteile und das kleine Mädchen, das eben noch auf dem Arm der Dame saß, deutet an, dass es eine neue Windel braucht. Es ist die zweijährige Tochter von Jürgen. „Wow, der hat alles im Griff“, denk ich mir.
Seit Dezember 2016 führt er nun sein Mad-Bike. Töchterchen Ilvy ist seit Anbeginn immer fix und mit dabei. „Sie ist eigentlich auch der Grund für meine Selbstständigkeit. Seit meiner Jugend habe ich mit Fahrrädern zu tun. Das macht mir großen Spaß. Bis vor zwei Jahren war ich immer in einem Angestelltenverhältnis und viel unterwegs bzw. zeitlich nicht flexibel. Ich wollte aber möglichst viel Zeit mit meiner Kleinen verbringen. Also machte ich mich selbstständig“, erzählt mir Jürgen.
Montag, Dienstag, Donnerstag, Freitag und auch Samstag ist Jürgen für seine Kunden ganztags da – Ilvy natürlich auch. Mittwoch ist Familientag: „Da hat auch meine Frau ihren freien Tag. Sie ist im Handel tätig“, teilt er mir mit und erklärt seine Situation: „Wir sind beide berufstätig und wohnen in Gramastetten. Dort hätten wir zwar die Möglichkeit für einen Krabbelstubenplatz gehabt, allerdings nur bis 12 Uhr. Das bringt genau nix. In Linz haben mir die Zuständigen mitgeteilt, dass sie mir bez. Betreuung nicht helfen können. Es gibt nur Plätze für Linzer. Das macht mich schon sauer. Eventuell bekommen wir einen Kindergartenplatz. Aber das ist noch nicht fix. Also ist Ilvy immer bei mir. Eine sehr große Hilfe ist zudem mein 10-jähriger Sohn Lucas. Jeden Tag nach der Schule kommt er zu mir und spielt mit Ilvy. In den Ferien schaut er auch fast jeden Tag vorbei. Wir sind schon eine sehr stolle Familie“, so der stolze Familienpapa.
Eine Belastung ist die Situation für Jürgen aber nicht. „Es ist natürlich ein wenig anders. Aber es klappt super. Meine Kunden stört es nicht, dass Ilvy hier ist, während des Gesprächs getragen werden oder auch mal mitreden möchte. Und wem das stört hat ja in Linz die Möglichkeit, sich wo anders ein Bike zu kaufen…“
Recht hat er!!!!!

Jürgen Madlmayr
Um mehr Zeit für seine Familie zu haben, wechselte Jürgen Madlmayr in die Selbstständigkeit. Seit 2016 führt er den Bike-Store Mad-Bike in der Linzer Peuerbachstraße.