Die Elterntrainerin.

Heidi Krammer erzählt, wie sie Eltern hilft.

Liebe Heidi, du hast uns kürzlich einen Ausflugstipp geschickt – herzlichen Dank nochmals dafür. In deiner Signatur stand „Dipl. Elterntrainerin“. Das hat uns neugierig gemacht, denn – um ehrlich zu sein – wir haben von diesem Beruf noch nie etwas gehört. Verrate uns doch bitte, was macht eine Elterntrainerin?

 

Ich halte Workshops und Seminare für Eltern sowie Bezugs- oder Bindungspersonen. Ich wünsche mir eine Rückenstärkerin zu sein. Jemand, dem die Eltern vertrauen, dem sie ihre Sorgen und Probleme mitteilen können und dabei wissen, dass sie immer respektvoll behandelt, verstanden und wertgeschätzt werden. In den Workshops werden allerlei Themen gemeinsam mit den Eltern erarbeitet. Es gibt Informationen über die unterschiedlichsten Entwicklungsphasen und die damit verbundenen Herausforderungen. Natürlich gebe ich auch Tipps im Umgang mit schwierigen Zeiten, wie die Autonomiephase. Außerdem gibt es Infos zur kindgerechten Kommunikation, zu Regeln, natürlichen Konsequenzen usw.

Ganz besonders wichtig ist mir dabei immer, dass ich mit den Eltern zusammen einen Weg finde, der zur jeweiligen Familie passt. Ein allgemein gültiges Rezept gibt es nicht. Nur Lösungen, die zu der jeweiligen Familie passen. Ich versuche jede Familie in ihrer Besonderheit und Einzigartigkeit zu sehen und wertzuschätzen. Ich helfe Eltern auch gerne dabei ihre eigenen Werte zu erkennen oder zu reflektieren. Eine ganz wichtige Sache in der Erziehung. Und als Allerwichtigste ist: ich möchte Wege aufzeigen, wie Erziehung ganz ohne Gewalt funktionieren kann. Mir ist es ein Herzensanliegen, dass jedes Kind geborgen, geliebt und frei von Gewalt groß werden darf.

Es ist außerdem wichtig, dass Eltern den Fokus von ihren Sorgen und Problemen nehmen können und ihn auf die wundervollen Momente legen lernen. Dass sie ihren Humor wiederfinden und etwas mehr Leichtigkeit in den Familienalltag bringen können. Auch wünsche ich mir, dass Eltern wieder anfangen auf sich selbst, auf ihr Herz und ihre Bedürfnisse hören und mehr Vertrauen in die eigene Erziehungskompetenz finden.

Heidi Krammer – die Elterntrainerin.

Und wie bist du zur Elterntrainerin geworden?

Ich hab einige Ausbildungen im pädagogischen Bereich gemacht, habe als Lehrerin, im Jugendheim und in diversen Kinder- und Jugendgruppen gearbeitet. Dann habe ich eben das Diplom zur Elterntrainerin gemacht. Also eine ziemlich umfangreiche Ausbildung. Ich bilde mich auch ständig weiter. Zudem habe ich selbst fünf Kinder und dadurch einiges an Erfahrung. Deshalb kann ich auch nachvollziehen, wenn sich Eltern manchmal überfordert, gestresst und hilflos fühlen. Und genau das ist es auch was die häufigsten Sorgen sind- Stress und Überforderung.

Eltern werden heutzutage irgendwie nicht als solche gesehen. Es wird erwartet, dass sie alles perfekt machen, alles regeln, sich um die Kinder kümmern, nebenbei arbeiten und und und. Die Eltern bleiben dabei oft auf der Strecke. Sie haben oft gar keine Zeit für Selbstfürsorge, was aber ein ganz wichtiger Teil von gelungener Erziehung ist. Eltern sind oft ziemlich unsicher. Von überall her bekommen sie Ratschläge und Vorschläge, aber keine Unterstützung. Mir ist auch aufgefallen, dass viele Eltern – besonders von kleineren Kindern – nahezu sozial isoliert sind. Es gibt niemanden, den sie zum Beispiel um 3 Uhr in der Früh anrufen könnten , wenn sie einmal Hilfe brauchen. Auch hier unterstütze ich die Eltern dabei, Gleichgesinnte zu finden, sich untereinander auszutauschen und Kontakte zu knüpfen. Das war auch mein Antrieb zu dieser Ausbildung.

Ich weiß wie es sich anfühlt, wenn man all seine Energie und Liebe und Kraft in die Erziehung der Kinder steckt und das Umfeld dann immer noch Dinge bemängelt. Einem das Gefühl von Unzulänglichkeit gibt. Ich hätte mich oft über einen Ansprechpartner gefreut, der ohne zu urteilen und ohne zu belehren einfach zuhört und gemeinsam mit mir eine Lösung findet. Und genau diese Lücke, die ich manchmal gespürt habe, würde ich gern füllen.

Du sprichst viel von Kommunikation zwischen Eltern und Kindern. Kommt es da zu Fehlern oder zu Problemen?

Kinder kommunizieren auf eine ganz andere Art. Sie sind viel impulsiver und unverfälschter. Deshalb zeigen sie auch ihre Emotionen oft ungefiltert und das bringt Eltern oft in Verlegenheit. Ich denke jetzt zum Beispiel an ein Kind mitten im Trotzalter, das in der Öffentlichkeit einen Wutanfall durchleben muss. Vielen Eltern ist das Verhalten sehr peinlich. Fast meinen sie, sie müssten sich dafür entschuldigen. Wenn Eltern nun aber wissen, was in dieser äußerst wichtigen Phase alles passiert, welche Unmenge an Dingen ihr Kind gerade lernt, wie es sich fühlt und warum es so handelt, wie es das tut, dann fällt es um einiges leichter gelassen zu bleiben und das Kind gut durch diesen Entwicklungsschritt zu begleiten. Mit einem kleinen Fundus an Ideen und Kreativität, einigen Tipps und dem Wissen, was in der Autonomiephase passiert, fällt es allen leichter damit umzugehen.

Auch Fragen zur Kommunikation in der Familie sind ganz oft angesprochene Themen. Dazu dann natürlich das Interesse an Themen wie Bindung und leider ist auch Mobbing ein großes und wiederkehrendes Thema. Genau wie das Loslassen, zum Beispiel beim Start in den Kindergarten. Oder das Teilen. Oder auch die Spielentwicklung wird oft thematisiert. Probleme wie das Aufräumen des Kinderzimmers werden oft angesprochen, unterschiedliche erzieherische Konzepte von Eltern und Großeltern werden auch oft als Problem genannt. Regeln und Konsequenzen sind auch große Themen, genau wie Trennung und andere Belastungen in Familien.

Ach ja und ganz oft gibt es Fragen über Emotionen. Dazu möchte ich gerne sagen dass es keine schlechten Emotionen gibt- auch Gefühle, die wir als negativ bewerten wie Angst und Trauer haben ihre Berechtigung und sind wichtig. Jede Emotion ist erlaubt- wir müssen nur lernen, unsere Emotionen auch zu bearbeiten und in gute Bahnen zu lenken, sie anzunehmen. Emotionale Selbstwirksamkeit ist auch ein sehr großes Thema.

Was sind aufgrund deiner Erfahrung oder deiner Meinung die häufigsten Fehler, die Eltern machen?

Also gleich vorweg: alle Eltern machen „Fehler“. Zum Glück, denn Perfektionismus wäre ja furchtbar. Fehler gehören dazu, denn sie bringen uns weiter, helfen uns in der eigenen Entwicklung. Und wenn man Fehler vor den Kindern offen zugeben und dazu stehen kann, dann stärkt das das Vertrauen ungemein. Kinder brauchen keine perfekten Eltern. Nur Eltern, deren Liebe sie sich sicher sein können. Und außerdem lernen Kinder so viel, wenn sie merken und bemerken dürfen, dass auch Eltern Fehler machen. Sie lernen mit diesen Fehlern umzugehen, sie zuzugeben, sie zu berichtigen und können sich trotz Fehler der Liebe der Eltern sicher sein. Das ist doch etwas Wunderschönes.

 

Hast du einen Tipp für Eltern parat?

Ich kann Eltern nur raten, mehr auf sich selbst zu hören. Sie allein sind nämlich die Experten in Bezug auf ihr Kind. Niemand sonst weiß so viel und kennt diesen kleinen Menschen so gut. Vertraut euch selbst mehr, reflektiert, was euch wichtig ist, denkt über eure Werte nach und vermittelt diese dann den Kindern. Dann seid ihr authentisch und glaubwürdig. Und alles was ihr tut und wie ihr es tut – ihr lebt es den Kindern vor. Egal, ob es der Umgang mit Emotionen ist oder der Umgang mit Stress und Sorgen, Herausforderungen, oder auch wie ihr anderen Menschen begegnet. Wie ihr damit umgeht, so werden auch eure Kinder damit umgehen. Ihr seid das Vorbild, an dem sich eure Kinder orientieren.

 

Gibt es noch etwas, das dir ganz besonders wichtig ist?

Ich habe es schon angesprochen: Das Wichtigste ist mir, dass Kinder gewaltfrei erzogen werden. Kommunikation ist das Zauberwort und Vorbildwirkung. Es geht ohne Gewalt und ohne Druck. Ich verspreche es. Wobei ich sagen muss, dass ich die Überforderung, die der Gewalt oft zugrunde liegt, verstehen kann. Nur Gewalt ist nicht die Lösung. Die Lösung ist Liebe, Bindung und Vertrauen, Geborgenheit und Sicherheit. Gewalt bringt keinen Lerneffekt. Wichtiger ist es zu vermitteln, warum ein Verhalten nicht in Ordnung ist und – wie gesagt- wir leben alles vor. Wenn Gewalt unsere Lösung für Stress und Überforderung ist, wie werden unsere Kinder dann reagieren wenn sie einmal gestresst oder überfordert sind?

 

Vielen Dank Heidi Krammer! Hier noch der Kontakt zur Elterntrainern:

Heidi Krammer, Dipl. Elterntrainerin, www.elternbildung-villach.meifirma.at, E-Mail, +43 677 61719345